Montag, 10. August 2009

The Show Does Go On.

Nachdem Clueso so manchen in seiner Wirkung auf das bis dahin noch pogende Publikum überrascht hatte, und dieses nun etwas entspannter dem Abend entgegensah, kamen nach kurzer Umbaupause die in Amerika dreifach goldbehangenen Taking Back Sunday auf die Bühne. Die nächste knappe Stunde gehörte dann ihrem technisch ziemlich perfekten Hardrock. Während sie in Amerika größere Stadien füllen, reagierte man hier etwas verhalten auf die den Meisten wohl noch unbekannten Songs. Der etwas undankbare Startplatz vor den Toten Hosen sorgte dann auch dafür, dass Feld und Hügel zwar ziemlich gut gefüllt waren, der Großteil der Zuschauer aber wohl vor Allem auf einen guten Platz für das Hosen-Konzert hoffte. Man merkte gegen Ende der Show dann auch, dass das New Yorker Quintett da anderes gewohnt ist, und so verabschiedeten Publikum und Band einander dann auch etwas sehr schnell und undramatisch. 


Bis zur Beschleunigung Richtung Endspurt musste man dann auch bis 9 Uhr warten, als die Hitdichte der Pausenmusik stieg, der Chorus von "7 Nation Army" tausendkehlig verstärkt durchs Stadion schallte, Fahnen mit dem bekannten Adler-Skellett vom oberen Rand der Licht-Träger rollten, die Band sich in das erste Lied steigerte, Campino auf die Bühne schoss wie Pamplona hoch 3, die Lichtanlage dem Gewitter der atemlos durchpreschten ersten 4 Songs das Spektakel zuzwinkerte, man einen kurzen Zwischenstopp einlegte, um anscheinend Bedrängte aus der ersten Reihe von Securitas-Händen an die Luft, die frische, bringen zu lassen...

















- dann weiter, "Wir steigen in der zweiten Strophe ein!", Vollgas und Punktlandung bei den Hits der letzten Jahrzehnte. Das Ganze hat dann auch wirklich was vom erhofften Happening, für das sich die Hügel fast bis auf den letzten Zentimeter gefüllt hatten. Weiter hinten lag man sich glückselig in den Armen, während vorne gesprungen und gepogt wurde, Feuerzeuge wankten und für das "Hang on Sloopy" Cover noch schnell eine Choreographie eingeübt wurde. Wie üblich durfte auch ein Fan auf die Bühne, die eigene Stimme mit der Campinos zu messen, und zwei Zugaben später fand man sich leicht überfahren und umgeben von Zufriedenheit allüberall verstreut und entspannt auf dem sich schnell leerenden ehemaligen Rasen wieder. 


Die allerallerallermeisten ließen sich dann auch im Austausch von Festival-Erinnerungen, Trinksprüchen und Glückwünschen in Richtung der Busse und Camping-Plätze treiben, und so fand sich eine dagegen fast schon intim kleine Menge vor der Sounds-For-Nature Bühne wieder, für den eindringlichen, so nicht zu erwartenden und um so freudiger überraschenden Schlusspunkt der drei Tage. The National hatten ihre Zuhörer innerhalb kürzester Zeit in der Hand, schluckten all das Adrenalin, die Energie und Aufregung der vergangenen Stunden in einem Rausch aus bedächtig aufgebauten Gitarrenwänden, feinrädrigem Schlagzeugspiel und einfühlsamem, dynamischem Wechselspiel zwischen Bangen, Hoffen, Wüten und Warten. Sänger Matt Berninger wankte dabei in einer Teils verzweifelt, Teils schlicht betrunkenen wirkender Versunkenheit über die Bühne, doch traf sein ernster, in aller Sicherheit suchender Bariton in jeder Nuance das sehnende Gefühl dieses vom restlichen Festival fast wie unter einer Luftblase abgetrennten, eindringlichen doch niemals zudringlichen Konzertes. Ratlos blieb man zurück mit dem Gefühl, vielleicht etwas wirkliches gesehen zu haben, vielleicht keine Show, und man kann wirklich sagen, dass das teils überwältigende, teils hastige, teils überdreht-fröhliche und jubelnd gröhlende Gefühl des diesjährigen Festivals damit zu einer Spannungskurve wurde, wie sie kein Theaterregisseur besser hätte inszenieren können. Hungrig und irgendwie aufgeregt geht es weiter in die Nacht, auf der Großleinwand prunkt schon das Taubertal-Logo mit einer fetten 2010 darüber, und im leichten WahWah der letzten Aufgeregten Stimmen fadet der Abend aus. 

Sonntag, 9. August 2009

Guuude Laune, hier, oder was?

Die motherf**kin Zebrahead wollen all uns Fu**ern erst mal einen sch**ss guten Tag wünschen und nebenbei sind sie noch f*cking hier, um verf*ckt noch mal zu rocken. Das klingt zwar ein wenig nach Linkin Park für hippe Punk Kids, aber funktioniert doch erstaunlich f*cking good. Sie schaffen es dann auch nach Pogen, Klatschen und Winken, das Publikum dazu zu bringen, sich hinzusetzen, in aller Ordnung, wie sich's gehört, um auf eins-zwei-drei gemeinsam aufzuspringen. Das stärkt die Gemeinschaft, und schließlich geht es ja dann doch um f*cking love, y'all.






Der Emergenza-Entscheid sagt kurz darauf, dass erstmal Bässe, Amps und Becken verschenkt werden, bis die drei Sieger ihr Publikum finden: -1- Kid Galahead (Schweden), -2- Werner Kraus (Deutschland) und -3- Yaseedee (Italien). Kid Galahead dürfen dann auch gleich auf die Mainstage, wo vor allem der Sänger in den knappen 20 Minuten ihres Auftritts noch am vorigen Abend laboriert. Das ist schade, da die Songs mit einigen Ideen aufwarten können, aber, wie es immer so schön heißt, man wird ja noch einiges von ihnen hören. Yaseedee sind dagegen ziemlich on point, klingen ein wenig nach Tamagotchi-Metal Daniel Küblböck'scher Prägung, aber mit Stimme, und der exaliterte Sänger weiß das leider etwas spärliche Publikum auch durchaus zu begeistern, wenn er mit rudernden Armen, energisch zwischen Shouten und Singen wechselnd über die Bühne tänzelt. 





Währenddessen kommt Clueso auf die Hauptbühne. Nach Rap, Raggae-Rap und Raggae-Rock-Rap versucht er sich mittlerweile mit stadiontauglicher Band an Raggae-Rock-Electro-Rap. Was ihn zwar auch nicht unbedingt spannender macht, aber trotzdem kann sich wohl jeder im Publikum vorstellen, mit ihm am Lagerfeuer zu sitzen, ein so richtig tiefes Gespräch zu führen, so ganz intensiv ... und verstanden zu werden. Clueso schafft es auch wirklich, die Ränge wie den Vorbau wie das Feld zu füllen, und mit seiner sehr gut eingespielten, relaxt rockenden Band grönemeiert er die Massen so auch in aller Freundlichkeit, bis ein Lächeln noch die gepierceteste Lippe umweht. 

SofaSoGood.

Ausverkaufte Konzerte in Las Vegas, jährlich. Eine Tour mit fast 20 Stopps in Japan. Heute auf dem Taubertaul, nächsten Monat in Dubai... Hier kann man's sich leisten, Musiker von Weltrang mit Tourplänen in U2-Ausmaßen für ein Gastspiel im Biergarten zu buchen. Der Posaunist der Rothenburger Wirtshausmusikanten, Motto: "Du muast's hoid klug anstelln!", ist wohl der entspannteste unter den vielgereisten Stars des Festivals. Und wo sie im 1:1 nachgebauten Hofbräuhaus in Las Vegas auf den Tischen tanzen, ist man hier etwas zurückhaltender und schmatzt wohlwollend zu "Im Wald und auf der Heide."


Auf dem Campingplatz ist mittlerweile Festival-Routine eingekehrt, verlassene Grills bieten ihre sehnig-schwarzen Schätze dem nächstbesten Flaneur feil, derweil ein bunter Strauß herzerwärmender Melodien von Heim zu Heim gereicht wird, wo man einander noch einmal aufmunternd zunickt, ein Knuff in die Seite und liebevoll wird auf die nächste gute Ernte, Michael Jacksons Wiederauferstehung oder das Wohl im Allgemeinen wie im Speziellen angestoßen.

















"Sondaschule" haben sich Anlass und Publikum entsprechend in ihre Sonntagsanzüge geschmissen und belohnen das unverwüstliche Publikum, dort, wo die Hügel Augen und die Täler Haarausfall haben, mit schmissig-fetizigem Ska-Sound, ho!

Alle Wege führen nach Exit.



Griechischer Wein aus TubaTrompeteKehle, irgendwo im Biergarten hinter den noch leeren, gewasserten Bänken. Die Tauber rauscht trotz des kräftigen Regenschubs gestern noch urgemächlich vor sich hin und lässt den Morgen vorbeiplätschern, wo die ersten Rouladen und Würstchen sich die Speiseröhren biergetrieben hinunterkämpfen, und das mit ähnlich ruhiger Wucht wie knappe 12 Stunden zuvor noch Farin Urlaubs Fans mit dem Regen in die Schlammarena trieben. Schulterzuckend zupft man jetzt erdige Bierdosen aus den Trampelpfaden, kramt nach Kaffeeresten und rekonstruiert alte und neue Lieblingslieder. "Haben Farin Urlaub Racing Team eigentlich nen Hit?" - "Ja. Farin Urlaub." Irgendjemand verspricht Brustvergrößerungen durch Handauflegen, schaut man sich seine Hände dann genauer an, fragt sich aber, ob die dabei zu befürchtenden Geschwüre auch einen BH füllen

könnten, oder er ganz einfach ein Hundsfot von einem Scharlatan ist, dem mal ein In Extremo Song gewidmet werden sollte. Wirklich klargeregnet hat es den Himmel gestern dann doch nicht und das selbsterfüllende Taubertal verspricht seinen Fans somit auch heute das große Wetterroulette. Tradition verpflichtet. Vielleicht haben auch die Satansfinger im Publikum gestern ihr übriges getan, möglich aber auch, dass selbst Gott keine Fotoerlaubnis für Farin und die Hosen bekommen hat, also: Gardinen zu und vorbei ist's mit Gnade und Erleuchtung. So schnell kann das gehen, wenn Ordnung sein muss, und so rauschen nun die Müllsammler und Securities auch wie das fleischgewordene Seelenheil durch die Straßen und Gassen, säubern die entweihte Natur, der unsere Stoßgebete für heute gehören sollen.

Samstag, 8. August 2009

zwischenstopp.

Als Flogging Molly dann die Bühne einnehmen, ist das Publikum bereits ein Haufen, eine Menge.... ja.... eine ganze Menge - vollgetankt mit >48 Std. Hopfen, Malz und Testosteron und bereit für die Pogotanten aus Los Angeles. Die zocken sich dann routiniert durch ihr Set, und solange der Beat läuft, häkeln sich ein paar Tausend Arme ineinander, heissasa, täteräh, und wie sie alle glücklich sind. Die Bühne ist währenddessen von sieben fußtappenden Folkpunks, die eher nach Punkfolks aussehen, bevölkert und heiter fidelt man dem Sonnenuntergang entgegen. Dankbar und gröhlend bleibt die Menge zurück und verpasst leider...


...die Maccabees.

Diese sind zwar nur zu fünft, schallen aber mit der Energie von mindestens sechs oder sieben oder acht... sind laut. Über druckvoll swingende Beats legen sich verspielt aggressive Gitarren, pusht der Bass die Songs, bis sie irgendwo nahe der magischen 3-Minuten-Grenze in sich zusammenstolpern. Orlando Weeks' Stimme gibt dem Sound die nötige Tiefe und schon hat man die wohl bisher spannendste Band des diesjährigen Taubertal. - An der leider hunderte vorbeimarschieren, in der Hoffnung, einen guten Platz zu kriegen, für...


... In Extremo. Die kauzigen Mittelalter-Rocker mit den putzigsten Künstlernamen seit Saulus und Paulus beginnen zwar etwas lustlos, steigern sich aber im Takt der Feuergebläse am Bühnenrand, bis sie sich mit dem Publikum auf einen angenehm runtergekochten Grad an zufriedener Aufregung einigen können. Und so rammsteinen sich Das Letzte Einhorn, Flex der Biegsame, Der Morgenstern, Dr. Pymonte und wie sie alle heißen durch ihre mittlerweile knapp 14-jährige Bandgeschichte. Alle sind zufrieden und vergessen sogar den nach ein paar Songs einsetzenden Regen... Taubertal, Taubertal...

Believe the Hype.


















...und die Subways halten dem Hype stand, halten die Menge in der offenen Hand wie an Puppenspielerfäden. Irgendwie sieht das aus, als hätte der Bus zur Südkurve die falsch-beschilderte Umleitung genommen, die Fans - Spektakel, Spektakel - sind aber trotzdem glücklich, haben keine Zeit, Lothar Matthäus nachzutrauern, Ja, mei, und Flanke, Kreuzeck, Tor, und alles klatscht (im Takt!), die Liedtexte laufen besser als jedes OléOlé, Kantersieg und zweite Halbzeit nur noch im Sturm. Charlotte Cooper rast, stoppt, kreist und auf dem Absatz fliegt sie schon wieder in die andere Bühnenecke, wo Billy Lunn mit schüchtern verhaltener Arroganz das Publikum dirigiert. "Wier liebän Däutschländ!" Irgendjemand muss ja.


Währenddessen formt sich mit der RAF (Rage Against Fotographers) die erste politische Partei des Festivals, die zwar kein Tippkickspiel gegen Edmund Stoiber wagen würde, aber mit Farin Urlaub und Campino zwei fotogene Sekretäre ins Rennen um das Dosenbierkegeln-Punkrevival schickt.

Perfektionisten ihres Fachs mit Anspruch und Ideologie gewappnet gegen die Widernisse der Welt, haben sie auch ihre Parteimitglieder handgepickt. Und so darf zwar nun nicht jeder mit seiner Kamera vor die Bühne, aber Politik ist ja eine der guteren Sportarten, die im Fernsehen spannender wirkt als meinetwegen in einer Bowlingarena oder nackend im Bahnhofsklo. Und so werden die meisten unserer hart arbeitenden Fotofreunde auch freudig auf ihre Akkreditierung verzichten, ihren Helden heute und morgen abend vor dem Fernseher zuprosten, auf dass der guten Sache gedient sei.

Bockis für den Regengott.

Überraschung... erst zieht es ein wenig zu, man freut sich über etwas kühlere Luft, dann wird es ein wenig zu dunkel für die Uhrzeit, mehr und mehr Gesichter schauen sich ein wenig zwischen den Liedern um, sichtlich abschätzend, wie lang man wohl bis zum Zeltplatz braucht, ob das Geld im Notfall noch für eine Regenjacke am Merch-Stand reichen wird. Ist das Bierfass daheim gut zugedreht? Wird der Jägerzaun halten? Schwemmt es die Bockis ins Nachbarbett? Wer wohnt überhalb meines Zeltes - und ist sein Biervorrat groß genug, lohnt es, die ihm zugewandte Wand zu öffnen und auf den Abtrieb zu warten?



Währenddessen spielen Asaf Avidan und die Mojos nebst Guru Guru mit ihren Waffen gegen das drohende Wetter: Erstere, aus Tel Aviv angereist, sind eine weitere bluestrunkene Rockband, die als vom mexikanischen (?!) Rolling Stone überhyped angekündigt wurde, und mit ihrem Sänger, dessen Stimme ein paar Tönchen über der von Janis Joplin rangiert, sowie einer Cellistin glänzt, aber einen schweren Stand hat, nach dem energetischen Set von Montreal. 





Guru Guru, auf der Emergenza Bühne, sind eine japanische Frauenband, was sich ziemlich schnell rumspricht und für Verwunderung und Interesse sorgt. Das extrem tight spielende Quartett enttäuscht dann auch nicht, wirkt bemerkenswert wie aus dem Musikvideo gerissen... und weiter gehts gleich mit den Subways, und wir werfen Bockis in den Himmel, hoffend, dass Gott kein Vegetarier ist. Amen.


Zurück im Sattel.




















Runde 2 mit Schwung: Nachdem sich die Meute gestern mit Sonne, Musik und Bier aufgetankt hat, rast sie heute förmlich in den Tag. Am Set von Montreal ist um 14:30 schon so viel los, wie gestern erst zu Beginn von Itchy Poopzkid. Das partyhungrige Volk wird dann auch nach allen Regeln der Kunst versorgt: Zum treibenden Drei-Mann-Sound, der sich von Song zu Song steigert, fliegt Wasser ins Publikum, Mitgröhl-Refrains werden mit hunderten gehobenen Händen belohnt, 5 Gewinner irgend eines ominösen Preisausschreibens dürfen für ein Foto auf die Bühne, der sich stetig steigernde Lärmpegel lässt die Band schneller und schneller spielen, eine Staubwolke zieht auf die Bühne zu, Grasbüschel fliegen und alles gipfelt schließlich in einer großen Stampede, die den Boden wohl um einen guten halben Meter sinken lässt, während die Band im körnigen Nebel verschwindet. Von da an ist gewonnen, was zu gewinnen war und der Wahnsinn geht weiter, knüpft nahtlos an die durchfeierte Nacht im Steinbruch an, die grade noch Talk of the Town ist. 



Wikipedia sagt dazu: "Unter einer Stampede oder Herdenpanik versteht man einen spontanen Zusammenschluss von (meist wilden) Tieren der plötzlich zusammen zu laufen beginnt, ohne einen erkennbaren Grund oder eine eindeutige Richtung. Diese Zusammenschlüsse bestehen allerdings oft nicht nur aus Tieren einer Art, sondern auch aus verschiedenen Tierarten, wie z. B. Zebras und Gnus.

Eine große Stampede ist in der Lage, alles in ihrem Weg zu zerstören. Bei Nutztieren versuchen die Halter, die sich bewegende Herde hinter sich selbst herlaufen zu lassen, so dass die Tiere sich lediglich im Kreis bewegen, anstatt sich selbst zu gefährden oder gar zu töten, z. B. durch das Laufen über eine Klippe oder in einen Fluss. Auch Menschen, Eigentum und Siedlungen können so geschützt werden." Word up!

Feuer zieh mit mir.


Bis Maximo Park um kurz nach halb 11 die Bühne entern, ist es schon dunkel genug geworden, um während des kurzen Soundchecks eine Ahnung von der Wirkung der Lichtanlage zusammen mit der erst jetzt zu voller Geltung kommenden Leinwand zu kriegen. Kommt man nun wieder aufs Festivalgelände, schüttelt man erst den Kopf für den Anblick und dann die Beine zur Musik - nachdem Nachmittags die Sonne dafür gesorgt hatte, dass viele in der Befürchtung, nicht gleichzeitig mit einem Kater und nem Sonnenstich klarzukommen, nur immer wieder mal für ein paar Songs vor die Bühne tröpfelten, war der Platz vor und zwischen beiden Bühnen bis 22:00 brechend voll. Maximo Park nehmen die Stimmung gekonnt auf und preschen wie erwartet mit voller Energie auf die Main Stage: Sänger Paul Smith zeigt sich dann auch als weitaus besserer Performer denn als Sänger... was dem Spaß aber keinen Abbruch tut, denn was er da an Springteufelei und aberwitzigem Tanztourette zeigt, reicht allein schon, um die Menge, die mit dem Ende des Smoke Blow Konzertes schnell weiter anwächst, für die fünf Briten zu befeuern.



In den acht Stunden, seitdem die Tore zur Manege offenstehen, haben sich die Batterien der Fans und Feierer merklich aufgeladen, und was anfangs noch verhalten entspannt begann, als einige noch Suchende und einige schon Stolpernde vom Zeltplatz losbummelten, fühlt sich nun nach Festival an.


Für die nächsten Tage ist kein Tropfen vom Himmel zu erwarten, die Spannung in der Luft steigt, während sich die auf dem Feld endlich entladen hat. Kein Warten und Suchen mehr, jetzt geht's los, ist es schon losgegangen, geht man in den Steinbruch, kommt man vielleicht gar nicht mehr zurück ins Zelt, bleibt man bis zum Konterbier, wartet man auf TBA und Montreal, die den Samstag eröffnen.


Prost!

Freitag, 7. August 2009

Erste Höhepunkte... aber richtig!


















Mit The Soundtrack Of Our Lives kommt um viertel nach sieben die erste "große Band" mit entsprechend großen Gesten auf die Bühne und hat auch prompt alles zu bieten, was man sich so zu erwarten traut- vom streicholzdürren Gitarristen, der sich in sein Spiel bis zur Trance vertieft, nur um für jeden Paukenschlag einen gefühlten halben Meter höher zu springen, über den stoisch groovenden Basser hin zum exaltierten Pianomann. Ebbot Lundberg, Sänger und Mundharmoniker der Band, steht währenddessen in aller Macht und Erhabenheit, die seine imposante Statur hergibt, im Zentrum des Sturms. In der Mitte der Bühne aufgebaut, in robenartigem Hemd und einer Mischung aus Schal und Krawatte, dirigiert er seine Band souverän durch ein Programm aus kraftvoll bluesigen Rocksongs und krachig experimentellen Ausbrüchen, ohne sich dabei vom auf die Hymnen wartenden Publikum ablenken zu lassen. Irgendwo zwischen echter Hingabe und stolzer Souveränität spielen die fünf Schweden ein eindrucksvolles Set, das nicht unbedingt klingt, als kämen sie grade für einen Gig nach Deutschland, nur um übermorgen in der Mongolei den nächsten zu spielen. Leider verpasst man ihre letzten Songs, will man Olli Schulz, die Macht aus dem Norden, zusammen mit seiner Band Home of the Lame sehen. 


Leider, leider lohnt sich das aber wirklich: Denn was andere unter "echt" verkaufen, gibts hier echt. Olli Schulz schreibt echt ziemlich gute Songs. Auf deutsch. Echt. Wenn er zwischen den Songs Witze reißt, funktionieren sie so ziemlich immer. Er holt sich eine Frau zum Rock`n Roll tanzen auf die Bühne, und macht den Springsteen, bringt teils zynische, teils todtraurige, augenzwinkernde und tief verliebte Lieder, die den Platz vor der Sounds-For-Nature Bühne zum ersten Mal heute komplett füllen. Und alle wollen mitsingen. Und es gibt ne Polonaise. Und mehr und mehr rufen Olli's Namen. Und es wird dunkel und alle wollen, dass es nicht aufhört. Und es hört doch auf. 


Und wer etwas ahnungslos hier ankam, hat spätestens jetzt zwei neue Punkte auf der Weihnachtswunschliste. 


Und der Abend ist noch nicht vorbei.

Jetzt aber...

















Pünktlich zum Beginn des Konzerts von Itchy Poopzkid schoben sich die zwei verlorenen Wolken, die die Hauptbühne bisher nur umkreist hatten, endlich schattig vor diese. Pam, waren ein paar Hundert Hände voll Mensch dort versammelt, und bereitwillig gab man sich der Bühnenshow der klassisch punkbesetzten 3er-Kombo hin. Und was jetzt auch an Spielchen versucht wurde, klappte auch wie am Schnürchen. Als Gitarrist Sibbi dann auf dem schnell auf die Alle-Hände-Hoch-Wellen gelegten Gitarrenkoffer surfte, um ein kurzes, mit kantigem Akzent geshoutetes RunDMC Cover von "It's Tricky" einzuleiten, war der Vorplatz prall gefüllt, die Menge am Gröhlen und auch ansonsten eh schon alles gewonnen. 


Gegenüber auf der Emergenza-, bzw. "Sounds-For-Nature"-Bühne rockten währenddessen "The Excess". Hart. Oben ohne, wohl irgendwann mal irgendwie mit Gold eingesprüht oder in lack-trockenem Schweiß eingelassen, turnte die bisher best-choreographierte Band über die kleine Bühne, und sorgte sowohl mit einfallsreichen Songs als auch mit den in feinstem niederbayerisch vorgetragenen Ansagen für die bisher größte Überraschung des Tages. A mords Gaudi!

Beginagain

Wer auf Regen gewettet hatte, wird morgen wohl wieder das Häschenkostüm überziehen müssen: Zumindest für heute sollen wir hier weiter schwitzen, und so ist es vor der Hauptbühne, im ungeschützten Feld, auch noch recht leer - man spart sich Flüssigkeitsvorräte jeder Art für den Abend auf. Am Rand füllt sich die schattige Grastribüne, von der aus sich ein paar Hundert entspannte Rockfans Zico and the Noisemakers zunicken. Zu deren Raggae-Rock füllen sich die Ränder auch weiter und weiter, und als Aviv Geffen die Bühne um kurz vor halb fünf betritt, hat er ein der Zeit und dem Wetter entsprechend schon recht angenehm angewachsenes Publikum vor und neben sich. Das erfreut sich indessen, dem spitzen Winkel von den schattigen Seit aus geschuldet, an der erstaunlich scharfen Bildern der großen Video-Leinwand, die für die vollgepackten Stunden während der Hauptacts etwas Beruhigung verspricht: Man wird Maximo Park heute auch sehen können, wenn man nicht schon Stunden zuvor seinen Platz vor der Bühne sichert. 


Während Zico bzw. Julian und seine Band ihre Aufgabe sehr relaxt nahmen und trotz Durchschnittsalter von 17 Jahren die Eröffnung des ersten Tages souverän angingen, brachte Aviv Geffen, in Isreal ein Superstar, der von seinen 14 Alben dort mehr verkauft als Madonna oder U2, einen ersten Anflug von Starflair auf die Hauptbühne. Diesen spielte er aber eher zurückhaltend aus, verglichen mit den Bands der Emergenza Bühne, die allesamt die große Rampensau machen und - begünstigt vom auf ihrer Seite schattigen Rasen - dort einer schnell wachsenden, erwartungsvollen Menge einheizen. Letzte Zahlen sagen zudem, dass gestern bis 2:00 im Steinbruch wohl an die 4000 Fans feierten.

Große Erwartungen.

Soundcheck


















Während sich auf den Straßen bereits die Autos ineinander stauen, während Trecks mit dem Sortiment gut bestückter Getränkemärkte und Outdoor-Stores föhlich an ihnen vorbei ins Tal stolpern, hier und da die Funkgeräte der Securities etwas öfter knacken, übertont von  gut gelauten Guitalleros, während man die erste Band für die Emergenza-Ausscheidung, Leet, Kick- und Snaredrums testen hört, auf dem Campingplatz Reissverschlüsse zirpen und Gürtelschnallen klacken, ein paar Meter weiter Schweissfüße von Bierbänken in die kühle Tauber gehängt werden, bis Bierbank und Partyfolk Tausendfüßer-gleich in der Tauber wanken, während die Döner und erste Neugierige und Sonnenanbeter brauner werden, während der Soundmann langsam nervös wird und Tausendfüßer zu Schlangen vor den Eingängen zu den Bühnen werden, beginnt der erste volle Festival-Tag für das Taubertal 2009. 



Puh. 


Auf den Campingplätzen sammeln sich die augenberingten "Frühaufsteher" um die zu Frühstückstischen umfunktionierten Bierkästen des Abends zuvor. Viele haben gestern schon den Auftakt im nahen Steinbruch mitgemacht, wo von 20 Uhr an guuuuute 500 Menschen wogten und pogten, erholen sich wahrscheinlich auch erst Montag davon, kippen grade den x-ten Kaffee nach; Pegel-halten zum lieblichen Klang einer Flüstertüte, durch die die frohen Botschaften für den Morgen und Mittag ausgegeben werden; alles andere als flüsternd: "Wer säuft, hat recht." In den Luxusvillen - hier wie überall anders auch eher etwas ab vom Weg aufgeschlagen -  ghettoblasted schon die Vorhut an Lautstärke für den Tag aus dem Nylonvordach, Bier kommt hier aus dem improvisierten Kühlschrank. Gesungen wird dagegen überall, wo das Koffein schon angekommen ist, und wenns nur der Ruf nach Bier, Spaß oder 'nem All-Area-Bändchen ist. Holla, der Countdown läuft im Sekundentakt.

Montag, 3. August 2009

Wir kommen wieder!

Fast schon Tradition ist es, dass sich ein paar junge Leute aus Würzurg und aus dem Nürnberger Raum auf dem Taubertal Festival treffen und von dort aus "bloggen".

Auch in diesem Jahr kommen Stefan, Axel und Flo aus mittelfranken und Melanie, Sebastian, Björn, Ingolf, Jens und Steffen aus Unterfranken ab Donnerstag im schönen Taubertal zusammen und zeigen allen, die kein Ticket mehr bekommen haben oder sonst verhindert sind fast in Echtzeit, was im Taubertal so alles passiert.

Ausserdem lohnt es sich auch als BesucherIn des Festivals ab Montag, mit Hilfe des Blogs das Festival noch einmal nachzubetrachten und sich vielleicht auf dem ein oder anderen Foto oder Filmchen wiederzufinden! Wir freuen uns!